Radfahrverein "Germania" Klosterlausnitz

 
Der Radfahrverein „Germania“ war nicht die erste Vereinigung Rad fahrender Sportfreunde in Klosterlausnitz. Am 01.04.1902 hatte sich der Arbeiter-Radsportverein „Frisch auf“ gegründet.

Am 25.06.1905 erfolgte die Gründung des Radfahrvereins „Germania“, der sich jeglicher politischer Aktivitäten enthalten wollte. Initiator und Gründer war der damals 17 jährige Otto Wagner. Anfänglich scharten sich etwa 10 Mitglieder um ihn. Am Sonntag, d. 29.06.1906 wurde das erste Stiftungsfest gefeiert. Daran nahmen zahlreiche Vereine des Deutschen Radfahrerbundes (DRB) teil.
Sonntag, d. 29.06.1906 wurde das erste Stiftungsfest Radfahrverein "Germania" Klosterlausnitz

Am 10.11.1906 veranstaltete der Verein das erste Straßenrennen, welches die Vereinsmitglieder mit ihren Tourenrädern absolvierten. Damals kannte man Rennmaschinen mit Schlauchreifen noch nicht. Die Strecke führte vom Weißen Berg – über die Kreuzstraße – die Köppe bis zur Oberförsterei in Klosterlausnitz. Als Preise wurden Emaille-Ehrenzeichen beschafft. Das Rennen konnte Paul Döhn für sich entscheiden. Zahlreiche Radsportler folgten dann dem „Ruf der Fahne“ und zogen in den 1.Weltkrieg. Fünf von ihnen fielen in den Schlachten:

  • Döhn, Johann Ernst † 19.08.1915 bei Angres,
  • Maudrich, Friedrich Karl † 24.09.1918 Sailly bei Cambrai,
  • Rahn, Kurt Paul † 14.07.1918 St.Martin (Champagne),
  • Schlotter, Karl Hermann † 08.10.1914 bei Souplet,
  • Voigtsberger, Franz Max † 16.08.1917 in Flandern Schaap Balic.

Durch die Kriegsereignisse war die Mitgliederzahl auf fünfzehn Sportfreunde gesunken. Wieder war es Otto Wagner, der 1907 aus dienstlichen Gründen Klosterlausnitz verlassen musste und 1919 zurück kehrte, der den Verein wieder zusammenführte. Ihm gelang es, in kurzer Zeit die Mitgliederzahl wieder auf 51 zu heben.
Nach dem 1.Weltkrieg wurde ein Tischbanner gespendet und eine Gedenktafel mit den Namen, der gefallen Mitglieder an die Kirche übergeben. Emil Peter wurde zum Ehrenmitglied erhoben.
Im Dezember 1919 musste Otto Wagner (inzwischen Schriftführer) wieder aus dienstlichen Gründen seine Heimat verlassen. Man erhob ihn auch zum Ehrenmitglied des Vereins. Über die räumliche Entfernung blieb Otto Wagner dem Klosterlausnitzer Verein mit Rat und Tat zur Seite.
Otto Wagner stiftete im Jahr 1921 dem Verein einen Banner. Dieser blieb erhalten und befindet sich heute im Museum „Altes Sudhaus“ Bad Klosterlausnitz.

 
Banner des Radfahrverein "Germania" Klosterlausnitz.
 
Fahnenweihe 1921.
Das Foto entstand zur Fahnenweihe 1921.
Personen konnten bisher nicht zugeordnet werden.
 

Dies wurde zum Anlass genommen, vom 11. bis 13.06.1921 die Fahnenweihe durchzuführen. Man veranstaltete ein Fest zur Weihe, wie es Klosterlausnitz zuvor noch nicht erlebt hatte. Vermutlich nicht zuletzt deshalb, weil der damalige Gau 21a (Vogtland - Thüringen) des Bundes Deutscher Radfahrer sein Frühjahrsgaufest nach Klosterlausnitz verlegte. Zu diesem Fest traten die weiblichen Mitglieder erstmals mit Vorführungen im Saal auf.

 
Einladung zu einer außerordentlichen Generalversammlung am 09.09.1921 im Ratskeller Klosterlausnitz

Links eine Einladung zu einer außerordentlichen Generalversammlung am 09.09.1921 im Ratskeller Klosterlausnitz. Der Grund der Versammlung ist nicht überliefert.

Er könnte aber, da der Artikel aufbewahrt wurde, damit zusammenhängen, dass Otto Wagner alljährlich einen Wanderpreis zur Verfügung stellte, der als Trophäe nach Wanderfahrten vergeben wurde.

Im ersten Jahr schlugen so 10.923 km, 1923 dann 13.698 km zu Buche, die von Vereinsmitgliedern absolviert wurden.

Am 17.07.1923 veranstaltete der BDR zu Ehrer der gefallenen Mitglieder eine Bundeswanderfahrt, an der sich neun männliche und vier weibliche Vereinsmitglieder beteiligten.

 

Nach der Inflation konnte sich der Verein einen Wunsch erfüllen. Am 30.06.1924 leitete Otto Wagner als Ehrenmitglied eine Generalvollversammlung. In der Versammlung wurde der Beschluss gefasst, dass Saalmaschinen gekauft wurden. In der Generalversammlung erfolgten außerdem verschiedene Ehrungen:

  • Döhn, Paul – Ehrenzeichen für 15 Jahre Mitgliedschaft,
  • Enke, Otto – Ehrenzeichen für 15 Jahre Mitgliedschaft,
  • Müller, Rudolf – Ehrenzeichen für 10 Jahre Mitgliedschaft,
  • Peter, Emil – Ehrenzeichen für 15 Jahre Mitgliedschaft,
  • Schnacke, Karl – Ehrenzeichen für 10 Jahre Mitgliedschaft,
  • Voigtsberger, Hermann – Ehrenzeichen für 10 Jahre Mitgliedschaft,
  • Wagner, Otto – Ehrenzeichen für 15 Jahre Mitgliedschaft,
  • Weihmann, Otto – Ehrenzeichen für 15 Jahre Mitgliedschaft.

Am 06.12.1924 wurden die sechs beschafften Saalmaschinen geweiht. Dazu fand ein kleines Saalfest statt, zu dem die Bundesvereine Gera, Plauen und Schmölln geladen waren. Die weibliche und männliche Mannschaft absolvierten ihre gekonnten Programme mit den neuen Maschinen. Das Saalfest wurde im Saal des Hotels „Herzog Ernst“, dem späteren Kino, gefeiert.

Ab dieser Zeit gibt es bisher keine weiteren Belege, Dokumente oder Aussagen zum Vereinsgründer Otto Wagner. Er wird auch nicht mehr in Presseberichten erwähnt.

Sein 20 jähriges Jubiläum feierte der Verein am 21.06.1925 auf dem Köppe – Sportplatz. Dazu wurde nachmittags ein festlicher Umzug durch Klosterlausnitz zum Sportplatz durchgeführt.

 
Umzug durch Klosterlausnitz Umzug durch Klosterlausnitz Umzug durch Klosterlausnitz
 

Aus dem Eisenberger Nachrichtsblatt erfahren wir, dass diese Veranstaltung ein Erfolg war, aber leider „heimatliche Vereine sich mit Ausnahme der Feuerwehr und des Jungdeutschen Ordens nur durch so wenige Personen vertreten liesen, sodass von einer gegenseitigen Unterstützung nicht die Rede sein kann.“
Weiter wurde kritisiert, dass die Vorträge und Darbietungen der „Illeschen Kapelle“ durch eine kleine Schar von Gästen durch lautes Reden und Lachen gestört wurden.
Laut besagter Presse schien sich auch das Problem einer politischen Anteilnahme oder Äußerung, die zur Gründung beschlossen wurde, geändert zu haben. Die Auswirkungen des „verlorenen“ 1.Weltkrieges und Verbote und Erlässe der Siegermächte zogen sich durch die Festreden und Rezitationen. Nicht zuletzt kam dies auch durch die Tatsache zum Ausdruck, dass die Sportler mit „Germanen“ angesprochen wurden. Als Festredner traten auf: Bürgermeister Ernst Horn, Walter Geifrig, Lehrer Willi Hemmann und dessen Tochter mit einem Gedicht von ihm. Außerdem fanden Straßenrennen statt, die in folgende Orte führten:

  • Gera 1 (3 Stunden 32 Minuten),
  • Gera 2 (3 Stunden 57 Minuten),
  • Plauen (3 Stunden 43 Minuten).

Als Teilnehmer des Vereinsrennens über 20 km wurden im Pressebericht genannt:

  • H. Seidel, Rahn (Bahnhofstraße)
  • Döhn, Erich Peter und Rahn (Weißenborner Straße).

Am 24.04.1928 wurde in einer Mitgliederversammlung der Wintersport, gemeint ist der Radsport im Saal, gewürdigt. Anerkannt wurden auch die Fortschritte der Kunstradfahrer Junghans und Büchner. Im Saal des Hotels „Herzog Ernst“ wurde ein Winterfest mit Tanz ausgetragen.

Am 07.12.1936 wurden die Vereinsmeisterschaften in Zweier-Radball ausgetragen. Vereinsmeister 1936 wurden die Mitglieder Schlupper und Peter.

 
Radballer des Radfahrvereins „Germania“ Klosterlausnitz.
Radballer des Radfahrvereins „Germania“ Klosterlausnitz.
 

Der nächste bekannte Bericht schildert eine Vereinsversammlung in der Gaststätte „Ratskeller“ am 22.01.1937. Diesem ist zu entnehmen, dass Fritz Prüfer Vereinsführer und Willi Fröhlich Sportwart waren sowie Otto Weihmann für 25jährige Vereinsmitgliedschaft geehrt wurde.

 

Radfahrvereins „Germania“ Klosterlausnitz als Teilnehmer eines Festumzuges. Von links: Willi Grunert, Otto Matthes und Willi Fröhlich.
Radfahrvereins „Germania“ Klosterlausnitz als Teilnehmer eines Festumzuges.
Von links: Willi Grunert, Otto Matthes und Willi Fröhlich.

 
 

Radfahrverein „Germania“ Klosterlausnitz, Aufnahme nach 1921.
Radfahrverein „Germania“ Klosterlausnitz, Aufnahme nach 1921.

01 = Eberlein,? geb. Schröder
02 = Bräutigam, Trude
03 = Weihmann, ?
04 = Zierath, ?
05 = Prüfer, Fritz
06 = Steingrüber, Max mit Sohn vorn
07 = Steingrüber, Helmut
08 = Weihmann, ?
09 = ??
10 = Lippold, Fritz
11 = ??
12 = Dämmrich, Hans
 

Straßenrennen – vermutlich 1925 zum Jubiläum.
Straßenrennen – vermutlich 1925 zum Jubiläum.

 
Umzug der Radfahrer durch Klosterlausnitz, links die "Illsche Kapelle"
Umzug der Radfahrer durch Klosterlausnitz, links die "Illsche Kapelle"
 

Am 26.04.1937 veranstaltete der Radfahrverein „Germania“ die Kreismeisterschaft im Zwei-Radball, ausgetragen in der Gaststätte „Thüringer Hof“ Weißenborn. Nach der Zahl der eingegangenen Meldungen waren dazu 36 Radballspiele auszutragen. Gemeldet hatten sich unter anderen Mannschaften aus Weida, Pößneck, Gera und Bad Klosterlausnitz. Vom Radfahrverein „Germania“ gingen an den Start:

  • E. Peter – F. Schlupper – 1. Mannschaft (Vereinsmeister),
  • Fritz Prüfer – Willi Fröhlich – 2. Mannschaft,
  • H. Peter – W. Petermann – 3. Mannschaft
  • Besser – Hegewald – Jugend.
 
Willi Fröhlich und Fritz Prüfer

Am 25.10.1937 gab Vereinsführer Prüfer in der Mitgliederversammlung Bericht über das abgelaufene Jahr ab. Den Kassenbericht erstattete Willi Gruner und Sportwart Willi Fröhlich schätzte die sportlichen Aktivitäten ein. Prüfer wurde in das Amt wieder gewählt.

Aus dem Jahr 1938 ist bekannt, das der Radfahrverein wieder die Kreismeisterschaften im Zwei-Radball, in der Gaststätte „Thüringer Hof“ Weißenborn ausrichtete.

Willi Fröhlich und Fritz Prüfer (Foto links) wurden 1938 Landesmeister im Kunstradfahren.

Derzeit sind ab 1939 keine Unterlagen oder Aufzeichnungen mehr bekannt. Dies ist sicher dem Ausbruch des 2.Weltkrieges geschuldet. Es sind auch keine Angaben darüber möglich, ob und wenn welche Vereinsmitglieder im 2.Weltkrieg gefallen sind. Eine Neugründung des Radfahrvereins „Germania“ Bad Klosterlausnitz erfolgte nicht.

Radfahren blieb aber bis heute eine beliebte Freizeitbeschäftigung in Bad Klosterlausnitz.
 
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