„Ernst-Agnes-Heim“ – Sanatorium „Dr. Friedrich Wolf“ - Algos Fachklinik

© Stefan Lechner @ Jens Peter
Das Objekt 1910 bis heute Patienten / Mitarbeiter 1926 - 37
Das Objekt 1910 bis heute Patienten / Mitarbeiter 1926 - 37
 

Am 28.07.1876 wurde die Bahnlinie Gera – Weimar in Betrieb genommen. Einerseits führte dies dazu, dass das Berufe wie die Fuhrmänner im Holzland ausstarben. Mit der Bahn konnten die Holzprodukte schneller und billiger in alle Welt transportiert werden. Auf der anderen Seite kam es zum Anstieg von Personen, die das Holzland und Klosterlausnitz besuchten. Das Holzland wurde für den Fremdenverkehr erschlossen und Klosterlausnitz entwickelte sich zu einer weithin beliebten "Sommerfrische". Schon bald weilten die ersten Feriengäste im Ort und Klosterlausnitz entwickelte sich zum Luftkurort ein. 

Das Grundstück für das spätere „Ernst-Agnes-Heim“ wurde laut Kaufurkunde vom 10.11.1896 durch die politische Gemeinde Klosterlausnitz erworben und unentgeltlich an das Herzogtum Sachsen – Altenburg übergeben. Das Herzogtum hatte Herzog Ernst I. zu seinem 70.Geburtstag (16.09.1896) die Summe von 50.000 Mark zur freien Verfügung gestellt. Der Herzog bestimmte, dass dieses Geld zur Errichtung eines Genesungsheimes für Arbeiter verwendet werden sollte.

Am 01.07.1898 wurde das „Ernst-Agnes-Heim“ eingeweiht. Herzog Ernst I. regierte vom 28.05.1853 bis 07.02.1908 das Herzogtum Sachsen-Altenburg. Am 28.04.1853 heiratete er in Dessau Prinzessin Agnes, Tochter des Herzog Leopold I. von Anhalt-Dessau. Von beiden erhielt das Heim mit der Einweihung seinen Namen: „Ernst-Agnes-Heim“.

Das Ernst-Agnes-Heim um 1924
Das Ernst-Agnes-Heim um 1924
Das Ernst-Agnes-Heim um 1924
Das Ernst-Agnes-Heim um 1924

In der Jenaer Straße erbaut, verwaltete die Thüringer Versicherungsanstalt das „Ernst-Agnes-Heim“. Es war auch im Winter geöffnete und diente als Erholungsstätte für nicht Lungenleidende genesende Arbeiter. Heute würde man dazu wohl Rehaklinik sagen.

Bis 1918 gehörte der Klosterlausnitz noch zum Herzogtum Sachsen-Altenburg (Westkreis). Ab 1919 wurde Grundstück und Heim Eigentum des Volksstaates Reuß und ging mit der Gründung Thüringens am 01.05.1920 in dessen Besitz über.

Im Jahr 1926 wurde hinter dem Heim Wald gerodet und eine Liegehalle errichtet.
Im Jahr 1926 wurde hinter dem Heim Wald gerodet und eine Liegehalle errichtet.

Liegehalle

Bis in die 1930er Jahre bestand das Programm insbesondere in sportlicher Betätigung, Ruhe an der frischen Luft und Wanderungen in die Umgebung.
Am 08.03.1931 übergab Hermann Sachse sein 1929 errichtetes Moorbad an die Gemeinde Klosterlausnitz. Es begannen Bestrebungen zur Errichtung eines Moorbades, welches letztlich 1939 in Betrieb genommen wurde.
Das „Ernst-Agnes-Heim“ wurde 1939 Bestandteil des neu eröffneten Moorbades. Behandlungsmethoden und nicht zuletzt die Patienten und deren Leiden änderten sich zur Vorgeschichte.

Diese Entwicklung führte dazu, dass am 19.09.1932 dem Ort Klosterlausnitz der Titel "Bad" zuerkannt wurde und Klosterlausnitz sich seither "Bad Klosterlausnitz" nennen durfte.

1972

Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Kureinrichtungen Volksheilbäder. Das „Ernst-Agnes-Heim“ wurde dem Moorbad angeschlossen und diente ab da der Unterbringung von Patienten (im Sprachgebrauch Eigenheim). Im Jahr 1979 erfolgte im Haus die Einweihung einer Großküche und eines erweiterten Speiseraumes. 1981erfolgte die Inbetriebnahme einer neuen Sauna im ursprünglichen Fachwerkgebäude.

An die 1970er und 1980er Jahre erinnerte sich der damalige ärztliche Direktor Obermedizinalrat Dr. med. Ernst Volkmer (*1921 † 1998) wie folgt:

„1971 gab es in der Kureinrichtung nur einen Arzt und 49 Mitarbeiter. Diese wurde bis 1981 erhöht auf drei Ärzte, eine Diplompsychologin, einen Diplomsportlehrer, einen Diplomingenieur und 81 Mitarbeiter. Wir hatten damals 200 Patienten. Es waren 4 Wochen - Heilkuren. 1979 wurde ein Neubau für eine Küche fertiggestellt. Dort konnte auch eine Sauna mit eingebaut werden. Im Jahre 1977 erfolgte die Namensvergabe „Sanatorium Dr. Friedrich Wolf", der als Arzt bereits in den 20er Jahren gefordert hatte, dass sich die Ärzte unabhängig vom Geld ausschließlich nach dem ärztlichen Ethos für ihre Patienten einsetzen sollen. Wurden 1971 insgesamt 8492 Behandlungen durchgeführt, waren es 1985 bereits 45870."

Nach der politischen Wende war der Fortbestand der Einrichtung gefährdet. Im Jahr 1993 wurde mit Ulrich Marseille, von der Marseille Kliniken AG Hamburg, ein Investor gefunden werden, welcher sich des traditionellen Rehastandortes annahm. Zwischen 1995 bis 1997 entstand ein ehrgeiziges Umbauprojekt. Der ursprüngliche Fachwerkbau wurde gekonnt in das neue Klinik-Ensemble integriert und ist auch heute noch Blickfang des gesamten Gebäudekomplexes.

Unter der Firmierung ALGOS Fachklinik (Algos bedeutet griechisch Schmerz) - ein Unternehmen der Marseille Kliniken AG Hamburg – wurde am 07.05.1997 die medizinische Rehabilitation nach neuen Maßstäben der gesundheitlichen Betreuung weitergeführt. Seitdem gehörte die ALGOS Fachklinik in Bad Klosterlausnitz mit 110 Betten mit zu einer der modernsten Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland.

Am 01.09.1998 wurde feierlich dem 100. Jahrestag des „Ernst-Agnes-Heimes“ gedacht.

Seit April 2010 steht sie, wie insgesamt 8 Reha-Kliniken, unter der Flagge der neu gegründeten Celenus-Kliniken GmbH. Die Trennung vom ehemaligen Mutterkonzern, der Marseille-Kliniken AG Hamburg, wurde zu 100 Prozent vollzogen.

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