Hombrich - Zimmermannsfest von 1659 bis 1859

Hombrich

Hombrich (auch Hambrich oder Hämbrich) bedeutet mundartlich überliefert etwa Handwerksbrauch. Dahinter verbirgt sich ein altes Innungsfest der Zimmerleute, in welchen eine der Wurzeln des Maibaumsetzens liegt.

Zunächst ein kleiner Überblick über das Brauchtum des Maibaumsetzens:

  • Die Römer feierten am 1. Mai zu Ehren von „Maja“ - der Göttin des Wachstums und der Fruchtbarkeit. Nach ihr wurde der (Wonne-) Monat Mai benannt und auch später der Maibaum, um den die Römer tanzten.
  • Die Germanen dagegen feierten die Hochzeit der Göttin „Freia mit dem Himmelsgott Wotan“, indem sie einen jungen Birkenstamm mit frischem Grün aufstellten, als Symbol erwachender Frühlingsfreude nach dem kalten Winter als Zeichen von Liebe und Verehrung.
  • Das Maibaumsetzen in der heutigen Form geht auf die Vermischung von drei verschiedenen Bräuchen zurück:
    1.  Der ursprünglichen Form des Maibaums, der "Maie" war eine Birke. Das Symbol für den Frühling, der neu
          erwachenden Natur und Fruchtbarkeit. Die Wurzeln gehen bis in das 17. Jahrhundert zurück.
          Später wurde die Birke durch eine Fichte ersetzt. Hintergrund hierfür war, dass der mächtige Stamm der
          Fichte des jeweiligen Vorjahres versteigert wurde und so einige „Pfennige“ in die Kasse der Burschen

                    brachte. Am Stamm wurde dann auch nicht mehr eine Birke befestigt, sondern eine Fichte „angeschuht“.
               2.  Ledige Burschen stellten ledigen Mädchen Birken vor das Haus und erhielten dafür bunte Bänder.
                    Dieser Brauch ist bis heute erhalten und wird mit dem Birkenverkauf und Bändersammeln weiter gepflegt.
                    Der Birkenverkauf dient dabei besonders auch dazu, die Kasse der Burschen für das große Fest zu füllen.
                3.  Der Handwerksbrauch - Gesellen und Meister bewiesen im Rahmen des Maifestes ihre Handwerkskunst
                     beim „Anschuhen“ des Gipfels an den Stamm und zeigten den Mädchen, dass sie mit Muskelkraft einen
                     stattlichen Baum (Fichte) aufstellen können.

In Bad Klosterlausnitz kam gerade diesem Handwerksbrauch eine übergeordnete Bedeutung zu. In Klosterlausnitz war der Sitz der Landes - Zimmermannsinnung des damaligen Herzogtums Sachsen – Altenburg. Diese wurde am 24.02.1659 gegründet. Jährlich zu Pfingsten feierten die Zimmerleute mit dem „Hombrich“ ihr Zunftfest. Erstmals 1659 wurde das Innungsfest hier gefeiert, immer im Anschluss an das Maibaumsetzen. Das letzte Innungsfest fand zweihundert Jahre später 1859 statt. Es wurde zur Zeit der Zunft am damaligen vierten Pfingsttag abgehalten und gehörte zu den Höhepunkten des Pfingstfestes.

Die Menschen strömten herbei, um das Aufrichten des Maibaumes und mittwochs den Umzug der Zimmermannsinnung zu sehen. Auf dem Marktplatz und den einmündenden Straßen und Gassen waren Verkaufsbuden, eine nach der anderen aufgereiht. Auch viele frei stehenden Händler boten ihre Waren an.

Der Klosterlausnitzer Zimmermeister Louis Brendel stand lange Zeit den Zimmerleuten als Innungsmeister vor. Zum alljährlichen Hombrich wurden durch ihn die Lehrlinge zu Gesellen ernannt bzw. andere zu Altgesellen erhoben. Wer Meister werden wollte hatte ebenfalls zu diesem Anlass das Meisterstück zu machen. Lehrlings-, Gesellen- und Meisterstücke wurden gleich im Hof des Obermeisters  von den anwesenden Meistern geprüft und die Ergebnisse von den Herren des Eisenberger Gerichtsamtes zu Protokoll genommen. Zum Abschluss erfolgte der berühmte Umzug aller Innungsmitglieder. Dazu marschierten alle Zimmermannsleute der Region mit ihren berufstypischen Werkzeugen, wie Axt und Winkel in ihrer Zimmermannstracht um den neu gesetzten Maibaum, um anschließend im Gasthof, ab 1823 war das der „Friedrichshof“,  ihren Zimmermannsball zu feiern.

Auch in den anderen Orten des Holzlandes feiert man noch heute in der Pfingstzeit das Maibaumsetzen auf ähnliche Weise.
Werner Serfling † Oberlehrer, Fachberater für Geschichte aus Hermsdorf betrieb neben seiner beruflichen Tätigkeit intensive Heimatforschung. Dabei studierte er alte Archiv- und Kirchenunterlagen. Er stieß dabei auf die Fürstlich - Sächsischen Landesordnung von 1589 und von 1742. Dort fand er aufgeführtes Zitat:

In vergangenen Zeiten schmückten die jungen Burschen zu Pfingsten die Kirche mit vielen kleinen Bäumen, meistens waren es Fichten und Birken. Nach den Festtagen säuberte der Schulmeister und verwendete die halb dürren Bäume in seinem Haushalt. Förster und Bauern klagten des Öfteren über die Schäden in Wäldern. Die jungen Burschen, versteckt hinter dem Laubwerk, trieben während des Gottesdienstes allerlei Unfug. In der Fürstlich - Sächsischen Landesordnung von 1589 und 1742 lesen wir:
„Auf den Dörfern ist es eingerissen, das auf den Emporen das junge Volk auffällt, es ungebärdig stößt, auch wohl Steine, Sträuße, Blumen und dergleichen auf das Weibervolk herab wirft“.

Eine Prüfung im Thüringer Staatsarchiv ergab, dass diese Verordnung an die Holzlanddörfer, eigenartigerweise aber nicht mit an Hermsdorf übersandt wurde. Daraus und aus den Forschungsergebnissen von Werner Serfling ergibt sich, dass bereits seit 1589 in Hermsdorf und den anderen Holzlanddörfern der Pfingsbrauch eine Maie zu setzen, gepflegt wurde. Der Nachweis für die umliegenden Holzlanddörfer konnte diesbezüglich noch viel weiter zurück erfolgen. Das Maibaumsetzen in Hermsdorf und Bad Klosterlausnitz sowie im Holzland hat damit schon eine 423jährige Tradition (2012).

 
Wandbild Hombrich
Altes Wandgemälde vom Maibaumsetzen in Klosterlausnitz vor etwa 150 Jahren.
Das Bild zeigt wie die Zimmerleute in ihren alten Zimmermannstrachten mit der
Innungslade um den neu gesetzten Maibaum ziehen.
 
Darstellung des Zimmermannsumzuges zum Festumzug „850 Jahre Klosterlausnitz“ von 1987.    Darstellung des Zimmermannsumzuges zum Festumzug „850 Jahre Klosterlausnitz“ von 1987.
Darstellung des Zimmermannsumzuges zum Hombrich im Festumzug „850 Jahre Klosterlausnitz“ von 1987.
 
Darstellung des Zimmermannsumzuges zum Festumzug „850 Jahre Klosterlausnitz“ von 1987.   Darstellung des Zimmermannsumzuges zum Festumzug „850 Jahre Klosterlausnitz“ von 1987.
Darstellung des Zimmermannsumzuges zum Hombrich im Festumzug „850 Jahre Klosterlausnitz“ von 1987.

 


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